Köln - Eine Torwart-Ära geht zu Ende. Nach 21 Jahren mit dem Geißbock auf der Brust sucht Timo Horn (30) noch einmal eine neue Herausforderung. In seiner Zeit beim FC stand der Keeper insgesamt 329-mal im Tor und liegt damit wie Hector in den Top-20 der Spieler mit den meisten Einsätzen für den Verein.
Es ist die Geschichte eines Jungen aus Rondorf, der aus der Asche des kleinen Fußballvereins vor den Toren der Stadt beim 1. FC Köln emporstieg zu einem Torwart, der sich bei den Gegnern gefürchtet und bei den Fans beliebt war, der sich immer reinhaute und keine schlechte Laune verbreitete. Selbst nicht, als er den Nimbus der Nummer eins an Marvin Schwäbe abgeben musste.
Einer, der Horns-Aufstieg von Anfang an hautnah miterlebt hat, ist sein langjähriger Torwart-Trainer Alex Bade (52). Unter ihm wurde der 19-Jährige Horn 2012 Stamm-Torwart in der 2. Bundesliga - der Beginn einer einzigartigen Karriere. ,,Dass Timo ein Top-Talent war, konnte man früh sehen. Es war dennoch mutig, so einen jungen Kerl zur Nummer eins zu machen. Wir haben lange überlegt, ob wir diesen Schritt gehen. Ich habe mich damals auch für ihn ausgesprochen und rückblickend kann man sagen, dass es sich gelohnt hat", sagt Bade.
Denn es folgten unvergessliche Jahre für Horn, Bade und den FC. Mit Stolz blickt der Towart-Trainer darauf zurück, dass Horn von den Fans in der Aufstiegs-Saison 2013/14 dank überragender Leistungen zum Spieler der Saison gewählt wurde. Und er ist bis heute der einzige Torhüter der Bundesliga-Geschichte, der in seinen ersten vier Partien kein einziges Tor kassierte. ,,Es hat mich unglaublich zufrieden gemacht, dass der Junge seine Chance genutzt hat. Er hat sich damals stetig weiterentwickelt", erinnert sich Bade.
Der Lohn: Horn wurde für Olympia 2016 nominiert und gewann mit der deutschen Nationalmannschaft die Silbermedaille in Rio. „Als er damals zurückkam, sprühte er vor Selbstvertrauen. Danach hatte er die beste Phase seiner Karriere, bis ihn die Knie-Verletzung ausgebremst hat", so Bade.
Doch Horn kämpfte sich zurück und feierte 2017 die erste Kölner Europapokal-Teilnahme seit 25 Jahren. „Das war schon etwas ganz Besonderes, was wir damals erreicht haben. Den Moment, wie wir gemeinsam im Emirates Stadion stehen, werde ich nie vergessen."
Während Bade nach dem anschließenden Horror-Jahr gehen musste, blieb Horn seinem FC zur Überraschungvieler treu. ,,Das hat selbst mich überrascht. Timo war immer sehr ehrgeizig und hat sich extrem hohe Ziele gesteckt. Dass er trotz vieler Angebote geblieben ist, zeigt, dass er diesen Klub von Herzen liebt."
Fünf Jahre später trennen sich nun aber doch die Wege. Horn will wieder die Nummer eins sein und sucht deshalb eine neue Herausforderung. Bade: „Für ihn ist es das Wichtigste, dass er ans Spielen kommt. Das braucht er für seine persönliche Zufriedenheit. Und ich bin mir sicher, dass er einen Klub findet, der seinen Ansprüchen genügt. Er ist im besten Torwart-Alter und hat einen großen Erfahrungsschatz. Ich wünsche ihm auf jeden Fall viel Erfolg auf seiner nächsten Station."