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Francis floh aus Burundi nach Köln
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„Ich bin pansexuell“ Francis floh aus Burundi nach Köln
Francis floh aus Burundi nach Köln
Francis Franco kommt aus Burundi und ist aufgrund seiner sexuellen Orientierung nach Deutschland geflüchtet. Foto: van Kan

Der 20-jährige Francis aus Burundi ist noch recht neu in Deutschland, doch bereits jetzt kann er eins mit Überzeugung sagen: „Ich fühle mich sicher und irgendwie nicht alleine.“ Francis ist in Burundi geboren und in Südafrika aufgewachsen, doch im Februar 2023 entschied er sich dazu, seine Heimat zu verlassen, um nach Deutschland zu kommen - wo er nun mitten in einem Asyl-Verfahren steckt.

Der Grund für seine Flucht: „Ich bin pansexuell“, so Francis. „Burundi ist ein homophobes Land und ich fühle mich als queerer Mensch dort einfach nicht willkommen.“

Im Gespräch mit EXPRESS erklärt er, wieso das Leben als queere Person in Burundi besonders schwer ist: „Als Kämpfer oder Kämpferin für die LGBTQI-Rechte oder als queere Person lebt man dort sehr gefährlich. Die Polizei dort beobachtet und wenn sie gleichgeschlechtliche Paare erwischen, stecken sie diese ins Gefängnis. Zwei bis fünf Jahre Haft drohen einem.“ Ein hartes Durchgreifen gegen die queere Community gehört in Burundi zur bitteren Realität - „in Burundi ist niemand, der dich beschützt.“

Mit etwa elf Jahren war sich Francis über seine sexuelle Orientierung so richtig bewusst. Doch bereits im Alter von etwa sechs Jahren kam seine weibliche Seite zum Vorschein: „Ich trug immer wieder die Schuhe meiner Mutter und hab so getan, als sei ich ein Model“, erinnert er sich. Zu diesem Zeitpunkt war aber nicht nur Francis derjenige, der diese Seite an sich entdeckt hatte, auch seine Eltern wurden aufmerksam: „Sie drängten mich dazu, wieder mehr männlich zu sein. Ich kam in ein Basketball- und Football-Team.“

Sein jüngerer Bruder war der erste, der letztlich erfuhr, dass Francis pansexuell ist und sowohl Männer als auch Frauen liebt: „Das war für mich wirklich eine große Hilfe, dass ich ihm das sagen konnte. Für ihn war das auch völlig in Ordnung.“

Aber trotzdem, seine sexuelle Orientierung frei ausleben konnte er weiterhin nicht: „Ich bin damit aufgewachsen, meinen Eltern zu gefallen. Ich wusste also nicht, wie ich meinen Eltern davon erzählen soll.“

Nachdem seine Eltern lange Zeit nichts von Francis Sexualität gewusst hatten, outete er sich ihnen gegenüber. Francis erklärt: „Es ist hart für sie, das zu verstehen. Sie kennen nur die ,normalen' Sachen, also heterosexuelle Beziehungen. Sie wissen sonst nichts über andere Sachen - das ist da einfach sowas wie ein Status quo.“

Und auch wenn seine Eltern Bescheid wissen, so richtig akzeptieren können sie es nicht: „Natürlich hassen sie mich nicht, sie sind immer noch meine Eltern, aber sie wollen nicht, dass ich meine Sexualität und meine sexuelle Orientierung irgendwie zum Ausdruck bringe.“

In Deutschland angekommen, ging es für Francis in ein Wohnheim nach Köln: „Ich habe angefangen nach Communitys zu suchen und mit Menschen in Kontakt zu treten, mit denen ich meine Erfahrungen teilen, Freundschaften schließen und echte Gespräche führen konnte“, so der 20-Jährige.

Mittlerweile musste Francis das Wohnheim in Köln verlassen und nach Bonn umziehen. Über schlechte Erfahrungen in seinem aktuellen Wohnheim kann Francis bislang nicht berichten, doch ganz sicher fühlt er sich nicht immer. Er erzählt: „Manchmal habe ich Angst, weil die Menschen, mit denen man zusammenlebt, einem leicht schaden können. Sie haben teilweise einen homophoben Hintergrund und kommen auch aus verschiedenen Ländern. Und das führt dazu, dass ich mich eher von den anderen Menschen distanziere.“

Doch in Deutschland und insbesondere in Köln konnte Francis mithilfe des Vereins SOFRA - Queer Migrants e.V. und dem Jugendzentrum Anyway neue Kontakte knüpfen: „Ich kam hierher und traf viele Leute aus unterschiedlichen Communitys.“ Und heute weiß er, dass man genau so etwas benötigt. Sein Appell: „Geht nach draußen, findet Leute und Gemeinschaften, die euch unterstützen.“

Der 20-Jährige freut sich nun darauf, in Deutschland zukünftig studieren und arbeiten zu können, bis dahin lebt er mit der Gewissheit: „Ich bin jetzt frei und kann alles tun und ich kann sein, wer ich sein möchte.“ von KERSTIN VAN KAN koeln@express.de

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