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Biersommelière Julia Trunz aus Frechen: Bierbrauen ist (k)ein Hexenwerk
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Die Brauerin aus Leidenschaft kreiert eigenen Biersorten Biersommelière Julia Trunz aus Frechen: Bierbrauen ist (k)ein Hexenwerk
Biersommelière Julia Trunz aus Frechen: Bierbrauen ist (k)ein Hexenwerk
Diplom Biologin Julia Trunz ist Biersommelière und Brauerin aus Leidenschaft. Fotos: Lars Kindermann

Was lange währt wird endlich wieder gut: Nachdem Frauen im Mittelalter erfolgreich und mit brutalen Mitteln aus dem Bierbraugeschäft gedrängt wurden, kehren sie langsam zurück an den Braukessel.

Volle Schaumkrone, kräftige orange Farbe, eine milde Weizennote und ein Hauch von Koriander: Biersommelière Julia Trunz aus Frechen ist zufrieden mit ihrer neuesten Kreation: Dem „Wit.ch“, einem Wit-Bier nach belgischer Brauart mit Koriandersaat, Paradieskörnern und Bitterorangenschalen.

Angezapft wurde es von Frechens Bürgermeisterin Susanne Stupp. Die erste Bürgerin war der Einladung zur Erstverköstigung gerne gefolgt. Zum internationalen Weltfrauentag stieß sie im „Alten Bahnhof“, dem Brauhaus der Familie Trunz, mit Wirtschaftsförderin Vera Borchard, der Gleichstellungsbeauftragten Nina Herrmann, der Leiterin des Bürgermeisterbüros, Mareike Mischke und eben Julia Trunz an. Das erfrischend-fruchtige Bier mundete allen. Sehr zur Freude der Gastgeberin, die am Weltfrauentag auch auf die weibliche Historie des Bierbrauens aufmerksam machen wollte.

Bier ist Männersache? Von wegen. Die Geschichte des Bierbrauens reicht mindestens 6.000 Jahre zurück. Die Sumerer im südlichen Mesopotamien verehrten nicht umsonst eine Bier-Göttin namens Ninkasi, im alten Ägypten wachte Göttin Tenenet über das Bierbrauen und in Finland soll die legendäre Kalevatar ein Bier aus Honig und Bärenspeichel hergestellt haben. Bierbrauen war bis zum Mittelalter reine Frauen- und Familiensache. Die Kunst des Brauens wurde mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Jede Familie braute ihr eigenes Bier. Bei den Germanen gehörte der Braukessel zur Mitgift. Bier galt als Grundnahrungsmittel. Es war eine einfache und effektive Möglichkeit, Getreide zu verarbeiten. „Die Würze wurde gekocht und war im Vergleich zu dem Wasser, das aus den Bächen geschöpft wurde, durchaus genießbar“, erklärt die Bier-Expertin. Und für die Männer, die keine Frau oder Familie hatten, brauten andere Frauen einfach mit. Frauen, die Bier zum Verkauf anboten, stellten einfach einen Besen vor die Haustür, oder sie stellten sich auf den Markt. Um dort besser ins Auge zu fallen, trugen die sogenannten Ale-Wifes (Bierfrauen) hohe, spitze Hüte. Zum Schutz ihrer Getreidevorräte hielten sie außerdem Katzen. Besen, spitzer Hut, großer Kessel und dazu noch eine Katze? Heute verbinden wir mit diesen Begriffen keine geschäftstüchtige Unternehmerin sondern die böse Hexe aus dem Märchen. Und wem haben wir das zu verdanken? Richtig: Männern und dem christlichen Fundamentalismus.

Frauen sollten im Mittelalter nicht Bierschenken betreiben oder ihre Erzeugnisse gewinnbringend „an den Mann“ bringen. Lukrative Geschäfte sollten Männersache sein, Frauen sich einzig und allein um Haus und Herd kümmern. Während der Hexenverfolgung im Mittelalter wurden Frauen innerhalb kürzester Zeit aus dem Braugeschäft verdrängt.

Aber nicht für immer: Diplom-Biologin Julia Trunz braut seit vielen Jahren, gemeinsam mit Braumeister Rolf Oster, eigene Bierkreationen, die im „Alten Bahnhof“ reißenden Absatz finden. „Ich wurde sozusagen von der Biologin zur Bierologin“ sagt sie. Ihr „Wit. ch“ ist eine saisonale Kreation. Insgesamt wurden 840 Liter produziert. Es kann entweder direkt vor Ort oder in jeweils 1-Liter Flaschen zum Mitnehmen erworben werden. Je verkaufte 1-Liter Flasche werden 1 Euro an den Sozialdienst katholischer Frauen Rhein-ErftKreis gespendet.

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