Die Kölner Haie gehen mit großen Ambitionen in die neue DEL-Saison. Im großen EXPRESS-Interview spricht KEC-Geschäftsführer Philipp Walter über die Ziele, Finanzen und den Zuschauer-Boom zum Auftakt der Spielzeit.
Viele Experten haben den KEC wieder auf dem Zettel, wenn es um die Meisterschaft geht. Wo sehen Sie sich selber?
Philipp Walter: Wir hatten letzte Saison das Ziel, uns nach den schweren Corona-Jahren wieder Respekt in der Liga zu verschaffen. Das ist gelungen. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt gehen und die Lücke zu den Teams aus Berlin, Mannheim, München, Ingolstadt, Wolfsburg, Straubing weiter verkleinern oder sogar schließen.
Der Kader wurde ordentlich aufgebessert – welche Stars sehen Sie als Schlüsselspieler?
Ich möchte keinen einzelnen herausheben. Unserem Direktor Hockey Operations Matthias Baldys, Uwe Krupp und dem gesamten Trainerteam ist es aus meiner Sicht gelungen, die richtigen Transfers zu tätigen. Wir haben den Stamm des Kaders zusammenhalten können und gezielt verstärkt.
Der KEC hat wieder Geld in die Hand genommen, wie hoch ist das Budget für den Kader und wo kommt das Geld her? Gibt es Zuwächse bei Sponsoren-Einnahmen?
Wir verfolgen gemeinsam mit unseren Gesellschaftern einen klaren und ehrgeizigen Plan, der verbesserte Umsätze in nahezu allen Bereichen vorsieht. Es gelingt uns, Menschen zu begeistern. Das wirkt sich direkt im Ticket-Verkauf, bei unseren Partnern oder im Merchandising aus. Unsere Mannschaft hat mit der letzten Saison eine sehr gute Grundlage geschaffen. Darauf bauen wir auf. Auf der anderen Seite steigen viele Kosten – wie für viele andere Unternehmen in Deutschland – spürbar an. Gerade unsere Arena ist im Ligavergleich ein sehr großer Kostenfaktor.
Die ersten beiden Heimspiele sind so gut wie ausverkauft – war der Fan-Rückhalt jemals größer?
Wir steuern tatsächlich auf einen Rekordbesuch von insgesamt über 30.000 Zuschauern in den beiden ersten Heimspielen am 15. September und 17. September zu. Es freut uns riesig, dass so viele Fans zu unseren Spielen kommen und der KEC richtig angesagt ist. Es fühlt sich an wie eine große, emotionale Bewegung. Wir sind unendlich dankbar für die Unterstützung und wollen das mit tollen Spielen zurückzahlen.
Bei der Gala zum 50. KEC-Geburtstag im August 2022 wurde als Ziel für die kommenden drei Jahre der Titel ausgerufen – was ist, wenn es nicht klappen sollte bis 2025?
Wir haben dieses klare Ziel formuliert und arbeiten jeden Tag in der Kabine und auf der Geschäftsstelle daran, uns diesem Ziel anzunähern. Wir wollen Köln eine Meisterschaft schenken. Das ist ein langer und beschwerlicher Weg, der über Jahre dauern kann. Wir spüren aber totale Unterstützung von Fans, Partnern und Gesellschaftern. Alle tragen dieses Ziel mit. Ehrgeiz und gleichzeitige Demut schließen sich dabei nicht aus. Wir wissen, dass es im Sport keine Garantien gibt und Versprechungen fehl am Platz sind.
Wen schätzen Sie als größte Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft ein?
Die DEL bezieht viel Attraktivität daraus, dass sie so ausgeglichen ist und an jedem Abend jeder jeden schlagen kann. Favoriten sind für mich Berlin, Mannheim und München.
Welchen Eindruck haben Sie von Uwe Krupp? Als Trainer wurde er zweimal Vizemeister mit Köln (2013 und 2014) und einmal Vizemeister mit den Eisbären (2018) – kann er jetzt das letzte Puzzlestück zu seiner großartigen Karriere noch hinzufügen?
Uwe arbeitet sehr klug. Er hat eine starke Ausstrahlung und Persönlichkeit und geht sehr gut mit Spielern und allen Kollegen und Partnern um. Er ist hochangesehen beim KEC. Uwe ist ein Top-Trainer und zugleich ein herausragender Botschafter für die Haie und Eishockey allgemein. Mein Eindruck ist, dass er jeden Tag dazulernen und sich selbst verbessern will.
Kapitän Moritz Müller ist schon seit 2003 in Köln dabei – wie sehr wünschen Sie ihm die Meisterschaft?
Es ist wie bei Uwe. Jeder Fan und jeder beim KEC wünscht Mo und Uwe den Titel. Sie haben dem Klub sehr viel gegeben. Ich habe es aber schon bei Mo's 1000. Spiel gesagt: Sein positives Wirken und sein Einfluss auf Eishockey, die Haie und junge Menschen, denen er als Vorbild dient, ist nicht in Titeln zu messen.
UWE BÖDEKER
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