Köln – Mehr Kölner Haie geht eigentlich nicht. Der Name Uwe Krupp steht seit Jahrzehnten für den KEC wie kaum ein anderer. Als Junge hat er in Köln das Eishockeyspielen erlernt, wurde 1984 und 1986 Meister mit dem KEC.
Dann mischte der heute 58- Jährige die NHL auf, gewann zweimal den Stanley Cup (1996 mit Colorado Avalanche und 2002 mit Detroit Red Wings). Auch als Trainer feierte er später Erfolge, mit Deutschland wurde der Coach 2010 Vierter bei der Heim-WM.
Und mit den Haien gewann er 2013 und 2014 die Vizemeisterschaft, auch mit Berlin wurde er 2018 Vizemeister. Nur eine Deutsche Meisterschaft als Trainer fehlt ihm noch in seiner Sammlung. Die will er in den nächsten Jahren mit Köln gewinnen. Krupp: „Das ist natürlich schon etwas, was einen beschäftigt. Ich weiß aber nicht, ob der Titel für mich persönlich so wichtig ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mit einem Titel einen anderen Status haben würde.“
Trainer sieht die Haie auf einem guten Weg
Der persönliche Stachel sitzt also nicht tief nach drei Vizemeisterschaften in der DEL. Krupp denkt eher an eine ganze Region: „Was mich antreibt in Köln: Wir schulden der Stadt einen Titel! Das ist nicht der Titel, den ich persönlich als Trainer gewinnen will, damit ich einen habe. Das ist nicht mein Antrieb. Der Antrieb ist vielmehr, dass wir hier in Köln eine riesige Fan-Basis haben, eine lange Tradition, die Rahmenbedingungen in Köln sind groß. In diesem ganzen Apparat fehlt halt ein Puzzleteil für die Sportstadt Köln mit dem 1. FC Köln, der Kultstatus genießt und den Haien, die nicht weit dahinter sind. Es wäre für mich einfach ein unglaubliches Ziel, der Stadt Köln einen Meistertitel zu gewinnen.“
Krupp betont dabei: „Ich rede jetzt aber nicht unbedingt davon, dass das mein Ziel dieses Jahr ist. Aber ich kann grundsätzlich sagen: Deshalb stehe ich jeden morgen früh auf, damit wir was gewinnen für Köln.“
„Die Jungs haben gut zueinander gefunden“
Krupp wäre froh, wenn die Haie sich unter den Top 5 der Liga etablieren können, denn vor einiger Zeit waren die Haie noch durch Corona arg gebeutelt, standen fast vor dem Aus. Vor dieser Saison hatte der Trainer endlich wieder ein ordentliches Budget zur Verfügung, um den Kader zu verstärken. Krupp erklärt: „Der Weg von ‚Covid – es gibt keine Kölner Haie mehr‘ zu dem, wo wir jetzt sind, das ist eine unglaubliche Steigerung. Unser Weg ist eindeutig, der geht nach oben. Und ich sehe dieses Jahr keinen Grund, warum wir nicht den nächsten Schritt machen können. Ob das jetzt eine Meisterschaft ist? Das würde ich allen Kölner Fans wünschen. Wir werden alles dafür tun. Ob das reicht, um München, Mannheim, Ingolstadt oder Wolfsburg zu ärgern, wird sich zeigen.“
Mit seinen Spielern und der Entwicklung der Mannschaft ist der Trainer sehr zufrieden – fünf von sechs Testspielen konnten in der Vorbereitung gewonnen werden: „Die Jungs haben gut zueinander gefunden. Die Spieler, die gekommen sind, haben wir uns ausgesucht – da gehört immer auch ein bisschen Glück zu. Wir haben aber durchweg gute Charaktere dazugeholt. Wir sind jünger geworden, läuferisch etwas dynamischer – wir brauchen uns körperlich nicht zu verstecken.“
Krupp hat auch den WM-Titel der deutschen Basketballer verfolgt, die WM-Silbermedaille der Eishockey-Nationalmannschaft im Mai 2023 sowieso. Er sieht die Mannschaftssportarten hinter Fußball generell auf einem guten Weg in Deutschland: „Was die Basketballer jetzt gemacht haben, ist natürlich historisch. Die Silbermedaille war auch ein echter Meilenstein fürs deutsche Eishockey. Basketball, Handball und Eishockey kämpfen ja seit Jahren um diesen Platz hinter Fußball. Das ist nicht einfach, weil Fußball eine Industrie ist, mit der es schwer ist zu konkurrieren. Aber ich glaube, dass Eishockey und Basketball ihre Fans haben.“
„Das ist jenseits von Gut und Böse“
Für den Trainer der Kölner Haie ist die Entwicklung im Fußball sogar eine Chance für andere Sportarten: „Moritz Müller hat was gesagt, das hat mir gefallen, dass sich Fußball wegen der Größe und des finanziellen Umfangs etwas von der Gesellschaft distanziert. Wer kann sich schon damit identifizieren, mit diesen Beträgen, die da fließen? Das ist ja jenseits von Gut und Böse. Ich glaube, dass es im Eishockey und Basketball alles ein bisschen bodenständiger ist als im Fußball. Wem das gefällt, der soll zum Eishockey gehen. Oder zum Basketball.“
UWE BÖDEKER
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